Karl Oppermann – Bilder der späten Jahre
Günter Grass riet mir einmal: schreib über den Harz, Karl, über Urahne, Großmutter und Kind, das große Thema: Der Weg aus der Provinz in die Großstadt! ( Siehe Balzac). Er arbeitete gerade an der Blechtrommel und war dabei, seine Heimat Danzig aus dem Schrottplatz der Geschichte, zu dem es deutsche Kanonen gemacht hatten, in unser Bewusstsein zu holen. Uns bedrückt die Last unserer teuflischen Geschichte unserer Heimat.
Ist der Harz, wo ich geboren wurde, das Kriegsende erlebte wirklich Heimat, süße oder bittere Heimat oder gibt es andere Orte, an denen ich „Heimat“ fühlte? Etwa Rio nell‘ Elba, ein kleines italienisches Dorf auf dem toskanischen Archipel, in dem ich fünfzehn lange Jahre ein Atelier hatte, schrieb und malte, wo ich endlich dort, in arkadischer Idylle begraben sein wollte. Oder in krassem Gegensatz dazu das vom Osten ständig bedrängte Westberlin, in dem ich 46 Jahre lebte und arbeitete, dessen Dialekt mir noch heute spontan von den Lippen geht? Sprach-Heimat?
Heimat, das Ding zwischen Herz und Hirn.
Joseph Roth lässt, die K.u.K -Vielvölker- Monarchie scharf zeichnend, in der „Kapuzinergruft“ von Trotta sagen: „So verlor ich zum ersten Mal meine erste Heimat, nämlich die Einundzwanziger (seinem Infanterieregiment) mitsamt unserer geliebten Wasserwiese im Prater“.
Sicher ist Heimat mit dem Begriff der Geborgenheit besetzt. Doch in jeder Geborgenheit keimt die Angst. Zu viel Erfahrungen machten wir mit dem Verlust des Glücks, zu viel Panik und Verwüstung erleben wir in der Welt, und so verfolgen mich im Hochwald die merkwürdigen mystischen Gestalten, die Angst treibenden Schatten, die sich, nichts Gutes im Schilde führend, auf den Weg zum Teufelsball machen. Schreckliche Erinnerungsfetzen des Kriegs-Grauens, des Chaos in der Harz-Heimat. Da bricht Angst aus, vor der vernichtenden Apokalypse, dem Gottesgericht über das Vergessen, über die Unschuldsgesten der billig erworbenen Absolution. Heimat, süße Heimat … Reflexionen angesichts des zum Touristeneffekt verkommenen Walpurgisspektakels.
Im Bewusstsein der Last des Gestern ist für mich Heimat jeder Ort der Welt, der Rückhalt und Geborgenheit gibt um für mehr Frieden in der Welt zu wirken.
Karl Oppermann
Kurzvita
Geboren 1930 in Wernigerode/ Harz..
Nach dem Abitur, Studium an der HfbK in Westberlin.
1970 – 85 Atelier auf der Insel Elba / Italien
Seit 1989 in Barcelona und im Harz.
1971 – 96 Professur für freie Malerei ander HdK,
jetzt Kunst- Universität, Berlin.
Einzelausstellungen u.a. in
Berlin, Bogota, Barcelona, Bonn, Brüssel, Buenos Aires, Caracas, Frankfurt/Main, Genua, Halle, Hamburg, Krakau, Houston/Texas Leipzig, Lima, Lissabon, London, New York,Paris, Plovdiv BG., Potsdam, Prag, Sao Paulo, Wilhelmshaven.
Teilnahme an wichtigen Ausstellungen
«Junge deutsche Maler», Leverkusen,1953
«Generation um 1930», Haus am Waldsee, Berlin 1960
«Emil Schumacher, Hoehme, Oppermann», Galerie Schüler, Berlin 1962
«Bienale Santiago de Chile», 1983
«Darmstädter Sezession», seit 1961
«Deutscher Künstlerbund», 1990
«NordArt», seit 2008
2003 Kunstpreis der Stadt Wernigerode
2006 Sankt Andreas Kunst- Preis
2009 Stiftung K.O. an der Hochschule Harz
Bücher und Publikationen (Auswahl)
1995 im Gebr. Mann- Verlag von Kerstin Englert:
„Karl Oppermann, Prusiano- Latino“.
Seine Erinnerungen erschienen:
2005 „Klatschmohn und Silberstift“
2008 „Wechselgesang“ und
2010 Band 3:„Nachschlag“
Der Maler arbeitet im Land Sachsen- Anhalt in
38871 Veckenstedt/Harz
E-Mail: info@karloppermann.eu